Am Donnerstag, 24. November 2022 fand die zweite öffentliche Sitzung des Klimabeirates Lindau statt, die 8. insgesamt in diesem Jahr. Dabei wurden die Ergebnisse des Klimaschutzkonzeptes für 4 Handlungsfelder vorgetragen und konnten anschließend an Thementischen mit den Klimabeiräten diskutiert werden. Das Interesse war groß – so viele Besucher gab es noch nie. Laut Klimaschutzmanagerin Danielle Eichler sei die „Konzeptphase abgeschlossen“, das Konzept wird am 30.11. dem Stadtrat zum Beschluss vorgelegt – das ließ aufhorchen. […] zum Beitrag
Zusammenfassend darf man sagen, dass endlich erstmals wirklich Konzepte gezeigt wurden, die man als relevanten Beitrag zum Klimaschutz betrachten kann! 20 Fokusmaßnahmen sollen in den kommenden 1 bis 5 Jahren umgesetzt werden und rund 90 Millionen Euro kosten. Insbesondere hat man sich dazu entschlossen, die Energieagentur Ravensburg ins Boot zu holen, um Quartierskonzepte zu erarbeiten. Pilotierend soll für die Insel – wo dies am anspruchsvollsten ist – ein Nahwärmenetz entwickelt werden, über das dann die Häuser mit „grüner Wärme“ versorgt werden können, bspw. unter Einbezug von Seewärme. Zeitversetzt können dann weitere Wärmenetz-Projekte im Rest von Lindau folgen. Die Präsentation klang vielversprechend, die Energieagentur Ravensburg hat sehr viel Erfahrung in diesem Bereich und kann gelungene, bereits fertig umgesetzte Referenzprojekte vorweisen. Des Weiteren stellte die Leiterin der Kläranlage Lindau, Frau Dr. Burghard, ein Konzept vor, mit dem die Abwärme verschiedener Prozesse genutzt werden kann, um ca. 400 Wohnungen mit Wärme zu versorgen (evtl. wäre technisch noch mehr möglich, hier greifen wieder gesetzliche Deckelungen – ohne Worte…). Und die Stadtwerke, so das Versprechen von Markus Schmidutz-Ries (Leiter Vertrieb & Marketing), wollen ein Netz von Ladestationen für E-Autos bauen.
Etwas irritierend erscheint nach wie vor, dass man sich keine Gedanken darüber zu machen scheint, wo man überhaupt steht (besonders im Hinblick auf die „abgeschlossenen Konzeptphase“): Die Frage, wieviel CO2 in Lindau ungefähr noch ausgestoßen würde, wenn alle Fokusmaßnahmen umgesetzt sind und greifen, konnte nicht beantwortet werden. Was weiterhin zu fehlen scheint, ist ein gutes Konzept für die Beschleunigung des Ausbaus von Photovoltaik. Auf Nachfrage erklärte Schmidutz-Ries von den Stadtwerken, dass geprüft worden sei, sich als Anbieter für Mieter-PV-Strom zu betätigen – dies werde derzeit aber als nicht wirtschaftlich erachtet.
Besonders für uns relevant: Bürgerbeteiligung ist weiterhin kein Thema. Für ein einziges Projekt (Küche mit frischen, regionalen Lebensmitteln in Kindergärten, Schulen und Altenheimen) wurde konkret um Beteiligung geworben – wir sind im Kontakt. Georg Späth, der frühere Lindauer Stadtbaudirektor, stellte in den Raum, dass evtl. im Rahmen der Lokalen Agenda noch ein Arbeitskreis bzgl. der 17 Nachhaltigkeitsziele gegründet werden könnte (=Friedensklima). Eine recht seltsam anmutende Entwicklung, da schließlich die Agenda als Ganzes auf diesen Zielen basiert und es außerdem nicht so klang, als ob Interesse bestehen würde, die bereits als „AK Klima“ vernetzten Gruppen dabei in relevanter Weise einzubeziehen. Damit klingt auch der Weg in die Lokale Agenda (und damit Anschluss an die Stadtverwaltung) eher verbaut.
Im Klimabeirat wird auch im kommenden Jahr der Modus beibehalten: 2 öffentliche Sitzungen im Februar und November, bei denen man sich als Zaungast informieren kann. Im Februar werden wohl die Maßnahmen in den 4 Handlungsfeldern gezeigt, die dieses Mal nicht betrachtet wurden.
Klimaschutz ist in Lindau ein geschlossenes Projekt der Verwaltung – wir können nur unabhängig agieren, aber Unabhängigkeit muss ja nicht schlecht sein.
Übrigens: Der Tagesordnungspunkt im Stadtrat am kommenden Mittwoch findet sich hier: https://ris.komuna.net/lindau/Agendaitem.mvc/Details/19292900/2923, dort hängt auch das Klimaschutzkonzept an! https://ris.komuna.net/lindau/Agendaitem.mvc/Download/19292900-51965828-55968466
Jakob Schluttig für den AK Klima und Parents for Future Lindau